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End Of Green auf „High Hopes in Low Places“-Tour

End of Green (5)Grandioses Leiden in schwarz schillerndem Kostüm

04.02.2011 [db] Willkommen am Ende aller Hoffnung. Willkommen am Rande des Abgrunds. Einen Schritt noch weiter. Wenige Zentimeter entfernt von einem nicht enden wollenden Krater. Eine Ewigkeit entfernt vom Licht. Immer weiter hinab führt dich der Fall – in Depressionen, Einsamkeit, Schmerz, Tod. Das erwartet dich, wenn du den Schritt wagst. End of Green ziehen dich mit. Die Band aus Stuttgart, deren Member sich ebenso klangvolle wie düstere Namen geben haben, vollbringt dieses tiefschwarze Wunder. Frontmann Michelle Darkness, die Gitarristen Kerker und Sad Sir, Drummer Lusiffer und Bassist Rainier Sicone di Hampez es auf ihrem neuen Longplayer „High Hopes in Low Places“ geschafft noch dunkler als dunkel zu klingen. Noch einen Schritt weiter zu gehen. Die Melancholie und Hoffnungslosigkeit, die einem aus jedem Song anspringen, sind dabei so großartig verpackt und so grandios leer, dass man die Scheibe nicht mehr weglegen will. Dass man nie mehr aufhören möchte, an der Welt zu zweifeln. Vielleicht doch kurz, wenn man sich auf den Weg macht End of Green live zu sehen.

In Erfurt stürmt es an diesem Abend und meine sorgsam zurecht gesprayte Haarpracht löst sich binnen Sekunden in Wohlgefallen auf. Wunderbar. Am Einlass erfahren wir dann, dass es keine Vorband geben wird. Das Erfurter Konzert stand bis dahin unter keinem guten Stern. Die Vorband musste aufgrund gesundheitlicher Probleme absagen und die als Ersatz angedachten „Schock“-Rocker aus Mühlhausen konnten leider nicht so kurzfristig einspringen. So würden sich End of Green die Bühne selbst bereiten. Mit gehörig Wartezeit. Aufmerksam beobachte ich jeden Schritt, den der Roadie auf der Bühne macht. Jede geöffnete Bierflasche da oben, bringt mich dem Konzert näher. Dazu eine Flasche Rotwein, Wasser und Handtücher. Noch ein Blick in den Raum, der sich inzwischen gut gefüllt hat und dann habe ich das Gefühl, dass es losgeht. Das Intro von „High Hopes in Low Places“ erklingt und die einen werden zappelig, die anderen merkwürdig ruhig. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. End of Green türmen binnen kürzester Zeit im Club Uni-k.u.m. einen dichte Wand aus Goth, Metal, Alternative und rotzigem Rock’n Roll auf. Ziehen sie um ihr Publikum und mauern alle ein. Die Songs sind schwer, keine Frage. Die Gothrocker, die ihren Stil als Depressed Subcore bezeichnen, reißen der Welt und dem Leben die aufwändig gerüschte Fassade herunter. Und das schmerzt, in jeder Zeile. Gleichzeitig kommen die Songs live nie getragen oder langsam rüber. Da steckt unglaubliche Power dahinter. So sehr die Lyrics schmerzen oder deprimieren mögen, so schrecklich dunkelböse und raumfüllend klingt der melodische Rahmen dazu. End of Green scheuen sich auch nicht vor durchaus massenkompatibel einprägsamen Refrains, die aus manchen Stücken dann tatsächlich tanzbare Todessehnsucht machen. End of Green haben einen sehr eigenen, fesselnden Sound, der mitunter internationales Format hat. Mit Darkness haben sie einen charismatischen Songschreiber und Sänger, der eine sehr wandelbare Stimme hat. Tief und schillernd. Dröhnend.

Die Düsterrocker wollen keinem gefallen, der ohnehin keine Affinität zu ihrem Stil hat. Sie wollen sich niemandem musikalisch anbiedern. Sie stehen genau da, wo sie wollen. Mit der richtigen Attitüde und einer zerschmetterten rosa Brille zu ihren Füßen. Immer einen Schritt näher am Abgrund. Den Sturz vor Augen. Und das macht sie so verdammt gut. Als es zwischen zwei Songs für einen kurzen Moment still ist, schreit ein Fan „Ihr seid die Geilsten!“, während Michelle Darkness gerade mit dem Rücken zum Publikum steht. Er dreht sich um und grinst kurz, spricht ins Mikro „Ihr aber auch“ und lässt die nächste Welle Trostlosigkeit los.

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